Wolfgang Hildesheimer, 1956 – ein Pilzjahr (1951)
Eine der schönsten und amüsantesten Geschichten Wolfgang Hildesheimers aus den 1952 erschienenen „Lieblosen Legenden“ ist diese über den großen Gottlieb Theodor Pilz (1789–1856). Pilz kann man mit der Steinlaus Loriots vergleichen, wie sie hat auch Pilz in manch seriösem Lexikon einen fingierten Eintrag erhalten, obwohl es ihn nie gegeben hat. Der Text ist eine Satire auf den Kulturbetrieb und eine Parodie auf Künstlerbiografien, geschrieben in einem leichtfüßig eleganten Stil, der so modern wirkt, dass man ihn spontan nicht auf den Beginn der 50er Jahre datieren würde.→ weiterlesen
Regener, Wiener Straße
Sven Regener, Wiener Straße (2017)
Um es gleich zu sagen: enttäuschend auf der ganzen Linie! Ich habe in den 80er Jahren in der Wiener Straße gewohnt und war neugierig darauf, sie hier wiederzufinden. Bei Sven Regener ist sie aber nur eine Art Platzhalter, so wie auch die anderen Orte: Naunynstraße, Ratiborstraße, Ohlauer Straße oder der Spreewaldplatz. Es ist bloßes Namedropping, mehr nicht. → weiterlesen
Müller, Der Mensch ist ein großer Fasan …
Herta Müller, Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt (1986)
An dieser Erzählung bin ich gescheitert. Oder sie an mir. Ich habe die Lektüre abgebrochen, nachdem ich etwa ein Drittel hinter mir hatte.
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Naters, Königinnen
Elke Naters, Königinnen (1998)
Auf diesen originellen kleinen Roman hat mich Wolfgang Herrndorf aufmerksam gemacht, der ihn in seinem Blog „Arbeit und Struktur“ lobt. (Siehe dort den Eintrag vom 14.6.2012.) Es ist der erste Roman von Elke Naters, geb. 1962.
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Herrndorf, Arbeit und Struktur
Wolfgang Herrndorf, Arbeit und Struktur (2013)
Was schreibt man über solch ein bewegendes Buch, in dem ein Schriftsteller den Verlauf seiner tödlichen Erkrankung und seine letzten Lebensjahre tagebuchartig protokolliert?
Darf man so ein Buch kritisieren oder loben, wie man es mit „Tschick“ oder „Sand“ tun würde? → weiterlesen
Hurley, Loney
Andrew Michael Hurley, Loney (2016)
Die Nachricht von einem Erdrutsch und die dabei zum Vorschein gekommene Leiche eines Babys, das vor vielen Jahren erschossen wurde: das ist der Ausgangspunkt dieser Geschichte. Ein wenig glaubwürdiger Ich-Erzähler erzählt sie – erst gegen Ende des Buches erfährt man, dass er in psychologischer Behandlung ist und der Arzt ihn für einen „typischen Fantasten“ hält. → weiterlesen
Kraus, Die Dritte Walpurgisnacht (1933/1952)
Karl Kraus, Die Dritte Walpurgisnacht (1933/1952)
„Mir fällt zu Hitler nichts ein“. — Dieser berühmte und so häufig missverstandene Satz macht den Auftakt, und dann folgt eine schier atemberaubende, umfangreiche Analyse des Nationalsozialismus anhand seiner Sprache und seiner Gräueltaten. Hier steht schwarz auf weiß, was man schon 1933 über die neuen Machthaber in Deutschland alles wissen konnte, belegt mit unzähligen Zitaten aus der Tagespresse. → weiterlesen