Salter, Komet

James Salter: Komet (2016)
Der 2015 verstorbene James Salter ist einer der großen amerikanischen Autoren, der bei uns erst relativ spät entdeckt wurde. Sein Roman „Lichtjahre“ beispielsweise brauchte 23 Jahre für seinen Weg nach Deutschland. 2016 sind seine Erzählungen nun in einer neuen Ausgabe mit dem Titel „Charisma“ erschienen, „Komet“ ist eine davon. Leider verrät die Ausgabe des Berlin-Verlags dem Leser nichts über die Entstehungszeit der Geschichten.

Bei Salter geht es ums Existenzielle, um Tragik, um Lebensentwürfe, die misslingen, um Hoffnungs- und Trostlosigkeit, um den Abgrund im alltäglichen Leben, manchmal ausgelöst durch ein falsches Wort.

Die Story „Komet“ handelt von Philip und Adele, frisch verheiratet, allerdings ist es für beide nicht ihre erste Ehe:

Ihr neuer Ehemann bewunderte sie. Er hätte ihr die Handflächen lecken können, wie ein Kalb Salz aufleckt.

So lakonisch und gleichzeitig so bildhaft bringt Salter die Beziehung auf den Punkt, die untergeordnete Stellung des Ehemannes, aber auch seine Naivität. Mehr Worte braucht er nicht dafür.

Auf einer Party, wenige Monate nach der Heirat, klagt eine Frau dann, dass ihr Mann in Cleveland eine Affäre mit einer schwarzen Frau gehabt habe, die sieben Jahre gedauert hatte. Vielleicht hatten sie sogar ein Kind.

Und jetzt begeht Philip den Fehler seines Lebens. Er macht eine folgenschwere Bemerkung:

‚Verzeihen Sie mir‘, sagte Phil sanft. ‚Aber das passiert doch jeden Tag.‘

Ein falsches, ein unbedachtes Wort und es ist passiert. Adele ist tief getroffen, Phil sich keiner Schuld bewusst. Die Gäste unterhalten sich noch eine Weile über den Fall, Phil rechtfertigt sich und macht alles nur noch schlimmer:

Er stand auf. Er hatte alles falsch gemacht, begriff er, in der falschen Reihenfolge. Er hatte sein eigenes Leben versenkt.

Klar ist: Die noch so junge Ehe von Philip und Adele ist an einen Wendepunkt gelangt. Trennung nicht ausgeschlossen. Am Ende steht ein Bild nächtlicher Einsamkeit.


James Salter: Komet. Übersetzt von Malte Friedrich. In: J. S.: Charisma. Sämtliche Stories / Die Kapnick-Lectures. Mit einem Vorwort von John Banville. Aus dem Amerikanischen von Beatrice Howeg, Malte Friedrich und Nikolaus Hansen. Berlin: Berlin Verlag, 2016. S. 138–146.
Die Originalausgabe der Erzählungen erschien 2013 unter dem Titel „Collected Stories“ bei Picador, New York.


 

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