Herta Müller, Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt (1986)
An dieser Erzählung bin ich gescheitert. Oder sie an mir. Ich habe die Lektüre abgebrochen, nachdem ich etwa ein Drittel hinter mir hatte.
Vor allem die vorwiegend parataktische Erzählweise, auf Deutsch: einfache Hauptsätze aneinandergereiht, hat mich geschafft:
Amalia kam aus dem Hof des Kürschners. Sie ging durchs Gras. Sie hielt die kleine Schachtel in der Hand. Sie roch daran. Windisch sah Amalies Rocksaum. Er warf einen Schatten ins Gras. Ihre Waden waren weiß.
Und so geht es fort und fort über gut hundert Seiten.
Ich weiß nicht, ob man als Leser oder Leserin dieser Erzählweise einen Reiz abgewinnen kann. Ich kann es nicht. Dass sie ihren Sinn hat inmitten des Kontextes, um den es geht: Rumänien in den 80er Jahren – zweifellos. Sie spiegelt die Hoffnungslosigkeit und Düsternis, die Monotonie und den Stillstand im Leben der Hauptfiguren, die in ihrem kleinen Dorf lange auf ihre Ausreisegenehmigung nach Deutschland warten müssen. Sie passt also wunderbar zum deprimierenden Inhalt. Aber ein Lesegenuss wird es dadurch natürlich nicht, man fühlt sich als Leser sprachlich einfach permanent unterfordert.
Hinzu kommen solch surreale Passagen wie die vom Apfelbaum, der seine eigenen Äpfel frisst und den das halbe Dorf eines Nachts belauert, um ihn auf frischer Tat zu ertappen. Das schreit geradezu nach Deutung und das kann man sicher ganz schlau interpretieren, wenn man möchte, aber – ich möchte nicht. Man fühlt die Absicht und man ist verstimmt.
Also Abbruch. Nobelpreis hin oder her: tut mir leid, Frau Müller, ich passe.
Herta Müller: Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt. Eine Erzählung. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 2009.
Erstveröffentlichung: Berlin: Rotbuch-Verlag, 1986.
(1) Interview mit Herta Müller
(2) Eine weitere Besprechung des Buches findet man z.B. bei aus.gelesen.
