Der Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel über die Romane von Jean Echenoz
Hinrich Schmidt-Henkel hat die hier besprochenen Romane „14“ und „Unsere Frau in Pjöngjang“ von Jean Echenoz ins Deutsche übersetzt. Ich habe ihn gefragt, ob er dazu etwas schreiben würde. Hier ist seine Antwort:
Wenn man Sätze liebt, die mit einem ganz eigenen Tempo und Rhythmus ironisch funkelnd über viele Facetten hin rasant zum Punkt kommen, dann ist das Übersetzen der Romane von Jean Echenoz ein gefundenes Fressen. Für mich sind seine Texte, ist sein persönlicher Stil eine der liebsten Herausforderungen bei meiner Arbeit. Schon als Leser bin ich ihm völlig verfallen, und als Übersetzer schwinge ich mich beglückt von einem Satz zum anderen. So viel Freude an der Sprache, dabei so viel ironische Intelligenz gegenüber dem eigenen Tun, auch als Erzähler! Echenoz lesen, das ist immer wieder, wie das Fenster aufzumachen und einen tiefen Zug frische Luft zu nehmen. Das gilt auch für das Übersetzen. Freilich steht hier neben dem Durchatmen sehr viel Arbeit im Detail, so viel, dass man sie am Ende nicht mehr bemerkt, sondern dass die Sätze, wenn denn möglich, denselben rhythmischen Schwung haben wie im Original.
Hinrich Schmidt-Henkel, 12. März 2018